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Veröffentlicht am 27. Juni 2014 von lyrikzeitung
Beim Lesen von Erik Lindners Gedichten fragt man sich oft erstaunt, was diese reimlosen, bildstark disparaten Verse eigentlich zusammenhält. Bestehen sie doch vielfach aus listenartigen Aufreihungen und parataktischen Sequenzen von Beobachtungen. Zu diesen können auch rhythmisierte Wort- und Satzelemente gehören, denn für Lindner gehört das Medium der Beobachtung zur Membran des Beobachtbaren. Und dies bis zu jenem Punkt, an dem auch das wahrnehmende Bewusstsein wieder zur phänomenalen Welt gehört. (…)
«Um was es geht ist nur dass es irgendwie stimmt», schreibt Lindner am Anfang eines mit «Legitimation» überschriebenen Gedichts. Das mag recht vage tönen und trifft doch ziemlich exakt zu. Als Walter Benjamin einst darauf angesprochen wurde, dass er beim Reden oft das Wort «irgendwie» verwende, soll er betont haben, wie wichtig ihm dieser Ausdruck sei, weil er das Zeichen oder Vorzeichen einer werdenden Ansicht abgebe. Mit wacher Gelassenheit gelingt es Lindner immer wieder, das Einfachste mit dem Elaborierten zu solchen werdenden Ansichten zusammenzuführen. Und so kriecht im letzten Gedicht dieses beglückenden Lyrik-Bandes gar eine Fliege als ins Bild gebrachte Erkenntnistheorie über den Tisch. / Andreas Langenbacher, NZZ
Erik Lindner: Nach Akedia – Ausgewählte Gedichte. Aus dem Niederländischen von Rosemarie Still, mit einem Nachwort von Ulf Stolterfoht. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2013. 187 S., Fr. 31.90. 19,90 Euro
Kategorie: Niederlande, NiederländischSchlagworte: Andreas Langenbacher, Erik Lindner, Rosemarie Still, Ulf Stolterfoht, Walter Benjamin
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