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Veröffentlicht am 21. Januar 2013 von lyrikzeitung
Im Gedichtband Nauz (zu Deutsch „Futtertrog“) der ladinischen Lyrikerin Roberta Dapunt stehen Gedichte neben äußerst prosaischen Fotos vom Sauschlachten in all seinen Stadien. Die lyrischen Momentaufnahmen bäuerlicher Existenz in Südtirol macht frau, wenn der mit Arbeit und Geschäftigkeit erfüllte Alltag es zulässt: im Dunkel und in der Einsamkeit der Nacht, an der Schwelle des Schlafes, denn die Arbeit „lässt Träume verdorren“. Der Tod der Kreatur als Voraussetzung für das menschliche Überleben drängt sich in Wort und Bild auf, wird der Unsichtbarkeit und Verdrängung entrissen und gegenwärtig. Gleich den Tieren, die wir verzehren, sind auch die Menschen nur vorübergehende „Pächter auf Erden“. (…) Die äußerlich unspektakuläre bäuerliche Existenz bietet demgegenüber kaum Erzählenswertes und ist dabei selbst eine „verendende“. Dasselbe gilt für die ladinische Sprache, die Sprache einer „Minderheit in der Minderheit“, die noch von annähernd 30.000 Personen in der Region östlich von Bozen gesprochen wird. Eine Lektüre für LeserInnen jenseits des Mainstreams, die sich in Fragen menschlicher Existenz kontemplativ vertiefen und auf die unerwarteten Sichtweisen einlassen wollen, die die Sprache der Lyrik eröffnet. / Hilde Grammel, Weiberdiwan
Roberta Dapunt: Nauz. Gedichte und Bilder. Ladinisch und deutsch. Übersetzt von Alma Vallazza. 77 Seiten, Transfer Bibliothek, Folio Verlag, Wien-Bozen 2012 EUR 22,90
Kategorie: Italien, Ladinisch, RätoromanischSchlagworte: Hilde Grammel, Roberta Dapunt
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