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Der aus dem Iran stammende Schriftsteller Said lebt seit mehr als vierzig Jahren in Deutschland und schreibt Märchen, Hörspiele sowie – als Exilant, der sowohl dem Persien des Schahs wie dem Gottesstaat der Mullahs den Rücken kehrte – auch politische Texte. Vor allem jedoch ist Said Lyriker. Seine Gedichte sind voll zarter Poesie und (es hilft nichts, das Klischee trifft zu) auch voll orientalisch blühender Phantasie.
schreibt Hans-Dieter Fronz, Badische Zeitung. Dem Leser der Rezension könnten Zweifel an seiner Diagnose kommen, wenn er im nächsten Absatz liest, daß Rez. den Gedichten offenbar weniger Zugeständnisse an eine von „jedweder Vernunft losgelösten Phantasie“ macht als der Prosa:
An jene Übungen in höherer Vorstellungskraft mit ihren wunderlichen Phantasiegeburten fühlt sich der Leser in Saids aktuellem Gedichtband „ruf zurück die vögel“ häufiger erinnert – zumal in den meist kurzen Gedichten des abschließenden, gut die Hälfte des Bandes einnehmenden Kapitels. In den Prosatexten gehörte der Freibrief einer entfesselten, von jedweder Vernunft losgelösten Phantasie sozusagen zur Geschäftsgrundlage. In dem Gedichtband sind die Konditionen andere, und so ist für den Leser mitunter nur schwer zu entscheiden, ob ein Gedicht von unauslotbarem Tiefsinn oder lyrisch einfach nur so dahingesagt ist. „und dann die sieger / mit beteertem antlitz / die gemästete jungfrauen / aufgerüscht und bebend / den besiegten vorwerfen / bevor sie das schlachtfeld verlassen“. (…)
… „auch die fische wollen / den geschmack des wachses gekostet haben (…) / wärest du gärtner geblieben“, lesen wir in „ikarus“. „lenin nannte dich / stechmücke / und noske / zermalmte sie“, heißt es lakonisch in „für rosa l.“
Said: ruf zurück die vögel. Gedichte, C. H. Beck Verlag, München 2010. 109 Seiten, 16,95 Euro.
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