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Veröffentlicht am 28. September 2002 von rekalisch
[Ingeborg Bachmann:] Die beiden römischen Briefe und das Nachtbild haben von daher eine Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit der Wahrnehmung, wie nur die Zugehörigkeit zum gleichen Leben sie vielleicht zu geben vermag. Ihr 1956 veröffentlichtes Gedicht «Scherbenberg» ist noch am stärksten von der Spannung zwischen dem gekannten Fremden und dem unbegriffenen Eigenen getragen, das schon Goethe in Rom eine Doppelrolle auferlegt hatte:
Vom Frost begattet die Gärten – Das Brot in den Öfen verbrannt – Der Kranz aus den Erntelegenden Ist Zunder in deiner Hand. Verstumm! Verwahr deinen Bettel, die Worte, von Tränen bestürzt, unter dem Hügel aus Scherben, der immer die Furchen schürzt. Wenn alle Krüge zerspringen, was bleibt von den Tränen im Krug? Unten sind Spalten voll Feuer, sind Flammenzungen am Zug. Erschaffen werden noch Dämpfe Beim Wasser- und Feuerlaut. O Aufgang der Wolken, der Worte, dem Scherbenberg anvertraut!
Norbert Miller, NZZ 28.9.02 über neuere Italienreisen deutscher Dichter (Huchel, Rühmkorf, Brinkmann, Grünbein). – Dort auch eine Besprechung seines Buchs über Goethes Italienreise.
Kategorie: Deutsch, Deutschland, ItalienSchlagworte: Durs Grünbein, Hans Brinkmann, Ingeborg Bachmann, Johann Wolfgang Goethe, Norbert Miller, Peter Huchel, Peter Rühmkorf
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