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Veröffentlicht am 1. Februar 2001 von lyrikzeitung
In der Berliner Akademie der Künste ist eine Ernst-Jandl- Ausstellung zu sehen:
Wo immer Ernst Jandl auftrat, bereiteten seine Abende Vergnügen, stimmten nachdenklich, boten abgründigen Witz. Wie im Zoo schnaufte, schlurfte, rotzte es, wenn er leis bis laut anhob, im Stakkato ratterten Phoneme, Silben, Wortbrocken ab, wenn er in Fahrt kam, die Zunge überschlug sich, wenn das furiose Ende nahte mit „schtzngrmm t-t-t-t grrrmmmm“, dem schlagendsten, grimmigsten Antikriegsgedicht, das im vorigen Jahrhundert entstanden ist. Jandl – ein Ungetüm, mag man liebevoll sagen, eins, das Sprache intrigant vernichtet und aus deren Trümmern Neues baut, ein Sprechaktionist, der aufliest, was aufzulesen ist, der den Wortmüll anfaßt, um ihn mit Wortmüll anzugreifen. Jandl geht davon aus: Mäuler haben alle, Sprache haben alle, Sprechfehler machen gleichfalls alle. / junge Welt 01.02.2001
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Berlin, Ernst Jandl
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