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Veröffentlicht am 18. November 2025 von lyrikzeitung
Wolfgang Schlenker
ort ohne zeit
wohin gehen die alten ideen
wenn niemand mehr sie denkt?
wer entläßt die angst
ihrer blinden verbote
wer schließt ihre geschlossenen
augen ein für allemal?
die blume bleibt blume
der baum wächst als baum
anstelle des zauns
steht eine mauer rings
um diesen friedhof
der gemeinsamkeiten
die heißt von links
und von rechts trauer
dahinter wohnen garten an garten
die leben der lebenden
und die benachbarten
tode der toten
wenn jemand kommt
abends zu besuch
und es so aussieht
als ob die sonne untergeht
ist es der steinmetz
der seinen marmor
auswendig lernt
oder ein fremder
der den unterschied kennt
zwischen hier und dort.
Aus: Wolfgang Schlenker: nachtwächters morgen. Gedichte. Basel, Weil am Rhein, Wien: Urs Engeler Editor, 2000, S. 47
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Angst, deutsche Gegenwartslyrik, Engeler Verlage, Erinnerungskultur, Friedhof, Gedichte 2000, Grenzen, Leben und Tod, Lyrikzeitung, moderne Poesie, nachtwächters morgen, ort ohne zeit, poetische Erinnerung, Urs Engeler Editor, Vergessen, Wolfgang Schlenker
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