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Veröffentlicht am 2. April 2015 von lyrikzeitung
Wie sich Gedichte in diesem „Sprachkrieg der Weltbürger“ produktiv situieren können, zeigt auch die aktuelle Nummer 212 der Zeitschrift „Sprache im technischen Zeitalter“. Hier demonstriert Marcel Beyer in einer fantastischen Detail-Interpretation eines Gedichts von Oskar Pastior, dass Gedichte eben nicht raunend metaphysische Weisheiten absondern, sondern Geschichtsspeicher sind. Gedichte, so Marcel Beyer, sind „Erkundungen von Nachbarschaften“, und sie untersuchen das „prekäre Verhältnis von Klangbetörung und Sinnbetörung“. (…)
Auf ein ganz anderes Feld von Sprachverwendung in der Lyrik führt uns der „Sprache im technischen Zeitalter“-Beitrag von Daniel Graf zur Übersetzungs-Poetik bei Ulf Stolterfoht und Uljana Wolf. Die Dichtung von Ulf Stolterfoht, so Grafs These, interessiert sich vorwiegend für die instabilen Verhältnisse zwischen den Wörtern und ihren Bedeutungen; und sie arbeitet stetig an einer Auflösung aller festen semantischen Bindungen. Für Stolterfoht ist es ein großes Sprachvergnügen, den Transformationen und Kollisionen der Wörter bei ihrer Übersetzung in eine andere Sprache zuzusehen und auch aus Zufallseffekten Poesie zu generieren. Das geht so weit, dass sich Stolterfoht selbst fragt, ob „Fehlerhaftigkeit womöglich eine Existenzbedingung“ für die Poesie darstellt? / Michael Braun, Poetenladen
Sprache im technischen Zeitalter, H. 212
c/o Thomas Geiger, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin. 120 Seiten, 14 Euro.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Übersetzen, Daniel Graf, Michael Braun, Oskar Pastior, Sprache im technischen Zeitalter, Ulf Stolterfoht, Uljana Wolf
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