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Veröffentlicht am 23. Mai 2013 von lyrikzeitung
Sarah Kirsch begann mit dem Gedichteschreiben in einer Zeit, in der Lyrik in Deutschland vielleicht zum allerletzten Mal Macht hatte. Eine Macht über die Leser, die in ihren Bann geschlagen wurden. Und eine reale Macht, die allein darin bestand, dass die politischen Machthaber ihr misstrauten. „Zaubersprüche“ hieß der Gedichtband, der Sarah Kirsch in der DDR 1973 zu einer mächtigen Lyrikerin machte.
„Nachricht aus Lesbos“ hieß einer der bekanntesten Texte darin: „Ich weiche ab und kann mich den Gesetzen/ Die hierorts walten länger nicht ergeben:/ Durch einen Zufall oder starren Regen/ Trat Wandlung ein in meinen grauen Zellen/ Ich kann nicht wie die Schwestern wollen leben“. Die Distanzierung einer Frau von den in ihrer Welt herrschenden Überzeugungen bezog jeder Leser sofort von der Antike auf die sozialistische Gegenwart.
Schon wenige Jahre später hatten diese Verse einen prophetischen Charakter bekommen. Nach der zwangsweisen Ausbürgerung des Dichterkollegen und Liedermachers Wolf Biermann gehört Sarah Kirsch zu den Mitunterzeichnern des Protestbriefs, wonach sie aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde. Ihr Ausreiseantrag wird genehmigt, sie siedelt in den Westen über. / Richard Kämmerlings, Die Welt
2 Anmerkungen vielleicht:
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Richard Kämmerlings, Sarah Kirsch
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