100. Mit meiner Angst allein

Ich bin mit meiner Angst allein
Der Brecht-Schüler Martin Pohl in den Zeiten des Kalten Krieges
Von Stephan Suschke

Am 22. Februar 1953 wurde ein 22-jähriger Mann in seiner Wohnung, Breite Straße 4 B in Berlin-Pankow, von der Staatssicherheit verhaftet. Er hieß Martin Pohl, war Meisterschüler bei Bertolt Brecht.
Der Vorwurf: Er hätte 100 Briefbögen mit dem Kopf der Jugendzeitung Junge Welt an einen US-amerikanischen CIC-Agenten für 100 Westmark weitergegeben. Pohl leugnete hartnäckig, unterschrieb unter Druck schließlich ein Geständnis, widerrief.

Im November 1953 wurde er gemeinsam mit dem Mitangeklagten Peter Lefold zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Brecht setzte sich für Pohl ein – nach knapp zwei Jahren wurde Pohl freigelassen, aber sein Leben hatte einen Riss bekommen.

60 Jahre nach Pohls Verhaftung, 20 Jahre nach Öffnung der Archive rekonstruiert das Feature den simpel scheinenden Fall und macht überraschende Entdeckungen: ein ganz besonderes Dokument aus dem „Jahrhundert der Wölfe“.

DLF 2013

One Comment on “100. Mit meiner Angst allein

  1. Ja, wenn man als Beleg für Staatsterror dient, sollte man begabt gewesen sein … Ansonsten ist das aber egal: ich denke mal, wenn ein wenig auf seine Arbeit als Dichter eingegangen worden wäre, hätte es ihn gefreut. So missachtet man das Opfer erneut. Man sollte von „weißem Missbrauch“ sprechen. Damit will ich allerdings nicht in Abrede stellen, dass es sich bei dem Feature um ein lehrreiches Dokument für ostdeutschen Staatszynismus handelt.

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