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Giuliano Mesa
(Auszug)
Aus dem Italienischen übersetzt von Elisabetta Mengaldo und Angela Sanmann
6.
1.
[apri, sperduto]
darti non più che un non andare
stare che non rimane
[stessa radice sterrata,
stessa come la tua,
senza pietà
del non restare mai]
[öffne, verloren]
dir nicht mehr geben als ein Nicht-Fortgehen,
ein Bleiben, das sich nicht hält
[die gleiche entwurzelte Wurzel,
die gleiche wie deine,
unbarmherzig
im Niemals-Bleiben]
2.
così, attraversando
[così
guardandoti lontano, da lontano,
come ti guarderebbe chi allontana –
la vita che ti finisce,
accanto, dentro]
auf diese Weise, beim Durchqueren
[auf diese Weise,
dich in der Ferne betrachten, aus der Ferne,
als ob dich jemand anschauen würde, der Distanz hält –
das Leben, das dir zu Ende geht,
nebenan, im Innern]
3.
[chiudere, racchiudere]
fosse solerte,
caterva del racchiudere
[chiuso nel chiuso,
ripieno, ricolmo]
frange, fessure, no –
crepe, crepitanti
[refoli, raffiche –
tutto quel vuoto vento,
intorno]
[schließen, umschließen]
wäre er eifrig,
eine Anhäufung des Umschließens
[eingeschlossen im Verschlossenen,
übervoll, überströmend]
Fransen, Schlitze, nein –
Risse, knisternd
[Böen, Stöße –
all diese leeren Winde
ringsum]
4.
acredine,
crespa, s’increspa
[come, non come]
[ogni parola non taciuta]
Bissigkeit
ein Kräuseln, kräuselt sich
[wie, nicht wie]
[jedes nicht verschwiegene Wort]
5.
[avviene, s’avventa]
sì,
così
[tronco, ritorto,
raschio di ruggine]
[es fällt an, überfällt]
ja,
genau so
[Stamm, gekrümmter,
ein Abblättern durch Rost]
6.
se ci sarà un silenzio nero
[portami cieco, cieca]
albe del non attendere,
più
mai più parole vere
[ti porterò del cibo, dei liquori,
per riscaldare il corpo]
sollte es ein schwarzes Schweigen geben
[führe mich blind, Blinde]
dämmerndes Nicht-Warten,
mehr
nie mehr wahre Worte
[ich werde dir zu essen bringen und Schnaps,
um den Körper zu wärmen]
7.
1.
[non tornerà,
né col silenzio
né con le parole]
[non hai vissuto,
non l’hai vissuto tu]
[er wird nicht wiederkommen,
weder im Schweigen,
noch mit Worten]
[du hast nicht gelebt,
nicht du hast es erlebt]
2.
[che cosa rimarrà
senza parole condivise?
[tatá, tatá,
jusqu’à semer,
tatá]
[was wird bleiben
ohne geteilte Worte?]
[tatá, tatá,
jusqu’à semer,
tatá]
3.
[tracce]
tacciando il tempo
di farsi livido
come se tutto il tempo, dopo,
a vendicare,
a ribattere i colpi,
uno a uno
[tá – tá,
tátá]
[Spuren]
die Zeit anklagen,
die vergeht, bläulich, blass
als gelte es die ganze Zeit, danach,
Rache zu üben
Schläge zu erwidern
einen nach dem anderen
[tá – tá,
tatá]
4.
[nega la negazione,
e basta –
no,
e no]
[er verneint die Verneinung,
und Schluss –
nein,
und nein]
5.
[batti e ribatti,
mentre non batte più,
la sfilza di parole]
[fa solo finta,
fa solo effetto d’ombra,
in ombra]
[en esta hora, ahora,
en esta sombra fría,
sin sembrar]
[schlage und schlag wieder zu,
während er nicht mehr schlägt,
die Reihe aus Wörtern]
[er tut nur so als ob,
täuscht Schatten vor
im Schatten]
[en esta hora, ahora,
en esta sombra fría,
sin sembrar]
6.
ta croûte crevée, enfin,
sans la blesser, encore –
blessure brûlée de bruit,
qui sera le froid de la foi perdue
[herida helada, ahora,
y nada, nada]
7.
[siamo soltanto
grumi di non pensiero,
strenuamente incapaci di pietà]
[wir sind nurmehr
Klumpen aus lauter Nicht-Gedanken,
unermüdlich in der Unfähigkeit mitzuleiden]
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