111. „Der Ursprung aller Lyrik liegt im Chaos“

Ein Abend für Friederike – sie ist, wie Elisabeth von Samsonow in ihrer Laudatio sagt, ein 85-jähriges zeitloses Mädchen, das von der Zukunft in die Gegenwart springt. Wenige Tage vor ihrem 85. Geburtstag, den sie genau genommen am 20. Dezember feiert, wurde Friederike Mayröcker ein Abend im Akademietheater gewidmet.

Mayröcker selbst, die als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Lyrikerinnen Österreichs gilt, las ganz behutsam und sanft einige Gedichte aus ihrem neuen Buch „dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif“ vor. Sehen, Fühlen und Denken verschmelzen in ihrer Poetik seit jeher zu einem intensiven Gebilde aus Assoziationen und Gefühlscollagen. Sie saugt alles um sich herum auf, verwandelt Alltagsbilder in ihre ganz eigene Sprache. Mayröckers Liebe zur Sprache und ihre fast manische Schreibbesessenheit wird auch im dokumentarisch angehauchten Filmporträt „Das Schreiben und das Schweigen“ von Carmen Tartarotti deutlich, der auf der Viennale 2008 Premiere hatte und im Frühjahr 2010 im Stadtkino Wien gezeigt wird. Über fünf Jahre hinweg hat die Filmemacherin zusammen mit dem Schweizer Kameramann Pio Corradi die Dichterin in ihrer Wohnung besucht und auf Lesereisen begleitet. …

Nach den ersten Bildern wird klar: Der Ursprung aller Lyrik liegt im Chaos. Ihre Wohnung in Wien-Margareten quillt über. Körbe voller Zettel und Gedankensplitter, das sind von Wäscheklammern zusammengehaltene Kreativblitze, bedecken Tische, Regale und Stühle. Dazwischen bewahrt sie behutsam ihre „Babies“ unter Tüchern auf – Mayröcker kann nur auf „Hermes Baby“-Schreibmaschinen arbeiten. / Helene Kurz, Wiener Zeitung 17.12.

Zwischen Jänner und September 2008 entstanden 40 Gedichte, in denen Friederike Mayröcker dem hymnischen Ton und den freien Rhythmen Friedrich Hölderlins folgt – erschienen unter dem Titel „Scardanelli“ im Suhrkamp Verlag. Nikolaus Scholz präsentiert die heuer publizierten Gedichte im Rahmen der Ö1-Reihe „Nachtbilder – Poesie und Musik“ am 19. Dezember um 0.08 Uhr. Und auch das Fernsehen würdigt die Lyrikerin: Die ORF-TV-Kulturredakteurin Katja Gasser widmet der Dichterin das Porträt „Rasen und Rotieren im Kopf“, das an Mayröckers Geburtstag (20. Dezember) um 9.55 Uhr in ORF 2 und bereits am Vorabend auf 3sat (19.20 Uhr) zu sehen ist. / Wiener Zeitung 17.12.

Friederike Mayröcker
Anlässlich ihres 85. Geburtstag[es!]:

„Tonspuren“: „Fritzi und ihre Fans“ (18. Dezember, 22.15 Uhr in Ö1)
„Ö1 extra“: „Sprachgeschenke“ (20. Dezember, 21.15 Uhr, Ö1)
„Nachtbilder – Poesie und Musik“ (19. Dezember, 0.08 Uhr, Ö1)
„Rasen und Rotieren im Kopf“ (20. Dezember, 10.05 Uhr, ORF 2)

One Comment on “111. „Der Ursprung aller Lyrik liegt im Chaos“

  1. all IHRER lyrik. können denn diese all…gemeinsätze nicht mal gegen die ich-form ausgetauscht werden? ich sag doch auch nicht „ALLE lyrik kOMmt aus dem loch“ !!!! man, dogmatisch sein ist soooo leicht, aber ein bißchen selbstehrlichkeit schadet der selbstherrundfraulichkeit doch nicht…

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..