22. «Etwas mit der Sprache machen»

«Ich werde etwas mit der Sprache machen» heißt ein Gedicht von Nora Gomringer. Das ist schamlos untertrieben, wie sich bei der Parklesung vor idyllischer Kulisse herausstellt. Im Prinzip erfindet die sympathische junge Frau mit den Locken das Medium Sprache ganz einfach neu. Ihre Mittel sind Töne, ihre Werkzeuge Laute. Sie ist nämlich nicht nur Lyrikerin, sondern vor allem Poetry-Slammerin. Das heißt, ihre Texte wirken erst gesprochen.

Man muss hören, wie sie die Worte dehnt oder staucht, wie sie faucht, mal heftig, mal ganz soft wird, mal zischt und mal haucht. Erst dann kapiert man, worauf sie hinaus will. Plötzlich ist, ohne dass man es ausdrücken könnte, klar, was sie mit der Schnecke auf dem Weg meint, die sie so bildhaft beschreibt. Das Tier ist langsam, es stört und regt dennoch – oder vielleicht deshalb – zum Nachdenken an. / Anne Peters, Nürnberger Nachrichten

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