Philippe Jaccottet (1925-2021)

Zum 100. Geburtstag des Schweizer Dichters Philippe Jaccottet (* 30. Juni 1925 in Moudon, Schweiz; † 24. Februar 2021 in Grignan, Frankreich) würdigen wir mit diesem Gedicht die leise, pflanzenkundige Weisheit seiner Poesie. Jaccottets Welt spricht die Sprache der Pflanzen – Kreuzkraut, Wegwarte, Bärenwurz.

Zu viele Sterne in diesem Sommer, Meister und Herr, 
zu viele niedergedrückte Freunde,
zu viele Rätsel.

Ich spüre, immer unwissender werde ich
mit der Zeit
und ende bald verblödet im Dornengestrüpp.

Erkläre dich endlich, ausweichender Meister!

Zur Antwort am Wegrand:

Kreuzkraut, Wegwarte, Bärenwurz.

Aus dem Französischen von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz, aus: Philippe Jaccottet, Antworten am Wegrand. München, Wien: Hanser, 2001, S. 48

Trop d’astres, cet été, Monsieur le Maître,

trop d’amis atterrés,

trop de rébus.

Je me sens devenir de plus en plus ignare

avec le temps

et finirai bientôt imbécile dans les ronciers.

Explique-toi enfin, Maître évasif !

Pour réponse, au bord du chemin :

séneçon, berce, chicorée.

2 Comments on “Philippe Jaccottet (1925-2021)

  1. Merci, bin durch deinen Beitrag auf diesen Autor gestoßen. Schöne klare Sprache.

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