Noch einmal Pangur

Das heutige Gedicht ist wenige Jahre alt, aber es reicht über 1000 Jahre mehr in die Literaturgeschichte zurück als das von gestern. Der moderne irische Dichter auf vertrautem Fuß mit einem sehr frühen Vorfahren.

Colm Tóibín 

(* 30. Mai 1955 in Enniscorthy, County Wexford)

Pangur

Pangur, des Nachbarn Katze,
kommt in mein Zimmer
auf der Suche nach Ruhe und Frieden.

Sie leckt gerne
meine bloßen Zehen,
während ich tippe.

Aber sie kann sich
nicht beherrschen
und bald

beißt sie hinein.
»Pangur«, schimpf ich,
»wenn du nicht aufhörst,

sperr ich dich wieder ein
in das Gedicht,
das ein Mönch einst schrieb.«

Aus: Colm Tóibín, Vinegar Hill. Gedichte. Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Michael Krüger und Volker Schlöndorff. München: Hanser, 2025, S. 112

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