Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 8. September 2018 von lyrikzeitung
Helga M. Novak
(* 8. September 1935 in Berlin-Köpenick; † 24. Dezember 2013 in Rüdersdorf bei Berlin)
Sommerzeit
Sommerzeit
die Hähne schrein zur selben Zeit
Winterzeit
die Sauen schrein zur selben Zeit
ach es ist alles zuschanden
die Freiheit die ich habe
ist keine
ich werde verrückt
weil ich es bin
und ich werde rasend
von meinen Rasereien
ach es ist alles zuschanden
Sommerzeit
ich werde den Mund nochmal vollnehmen
Winterzeit
den Mund voller Sand
warum entdeckt denn keiner
die Schönheit meines Verfalls?
Aus: Helga M. Novak: wo ich jetzt bin. Gedichte. Ausgewählt von Michael Lentz. Frankfurt/Main: Schöffling, 2005, S. 202
Kategorie: Deutsch, Deutschland
Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
kenne ich in der festen Wendung „ein Pferd zuschanden reiten“. Aber auch für andere Sachen: „Das Land, es ist zuschanden“ etc. Oder Goethe: Kommt er hieher, so führt er sein Recht aus und macht sie zuschanden. (nämlich Reinecke Fuchs seine Widersacher).
Robert Gernhardt:
BEKENNTNIS
Ich leide an Versagensangst,
besonders, wenn ich dichte.
Die Angst, die machte mir bereits
manch schönen Reim zuschanden.
LikeGefällt 1 Person
danke für die erläuterung. also im sinne von „zunichte machen“?
LikeLike
auch, aber nicht nur. das ist ja vielleicht das Schöne an Wörtern, daß sie verschiedene Inhalte unlösbar zusammenbringen. Die Beispiele aus dem Grimm zeigen auch die Beziehung zu Schande. (Scheint also wohl auch eins der Wörter aus der Lutherbibel zu sein).
ZUSCHANDEN, adv., vgl. th. 8, 2128 ff., o. sp. 223, bes. zuschanden bringen, machen, werden: hoffnung aber leszt nicht z. werden Röm. 5, 5; wenn eyn baur … macht dyr dyn tochter oder schwester zu schanden, … da solltistu wol toben und rasen Luther 10, 2, 155 W.; damit er mit seinen worten die herzogin nit zu schanden brächt Wickram 1, 125 B.; und wirt der imbisz gar zeschanden Frisius 205a;
lasz nicht zuschanden werden,
herr, deinen freund
P. Gerhard bei
Fischer-Tümpel 3, 392b;
was liegt den groszen herren daran, ob der kleine besitzer z. geht? Viebig schlafende heer 2, 358; einen jungen z. prügeln; ein pferd z. reiten. —
LikeGefällt 1 Person
danke für die interessanten ergänzungen und deine mühe.
LikeLike
zuschanden …., das wort kenne ich nicht und verstehe ich auch nicht aus dem kontext.
LikeLike
ich mag ältere worte sehr…lese gern bei dir…
LikeLike