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Veröffentlicht am 11. Mai 2015 von lyrikzeitung
Der Schweizer Komponist Beat Furrer schrieb eine Oper um den italienischen Dichter Dino Campana (1885-1932), der Eugenio Montale, Giuseppe Ungaretti, Cesare Pavese oder Pier Paolo Pasolini inspirierte. Die Oper, «la bianca notte», wurde am Sonntag in Hamburg uraufgeführt.
Wenn Campanas Sprache mit Straffungen und Dehnungen der Zeit arbeitet, um stille Freiräume mit figurativen Fragmenten oder vehementen Ausbrüchen zu füllen, so reichen sich Campanas sprachklangliche Verwandlungen und Furrers «Metamorphosen des Klanges» (Ender) die Hand.
Dies offenbart auch Furrers neue Oper, wobei allein schon die Biografie Campanas viel Stoff für ein Musiktheater bietet – ein Leben zwischen Entfremdung und Flucht. Vor 130 Jahren in Marradi bei Faenza in der Emilia-Romagna geboren, wird Campana von der Mutter abgelehnt, was starke Aggressionen gegen sie weckt. Im Dorf früh als skurriler, ja verrückter Sonderling belächelt oder gar angefeindet, wechseln sich ab 1906 Fluchtversuche in den Norden Italiens und die Schweiz mit Einweisungen in «Nervenheilanstalten» ab – unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt in Südamerika. 1918 wird Campana offiziell für geisteskrank erklärt, 1932 stirbt er in der Klinik Castel Pulci bei Florenz. / Marco Frei, NZZ
Kategorie: Italien, ItalienischSchlagworte: Beat Furrer, Dino Campana, Marco Frei, Oper
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