102. Levels an Verstörung

Zwei schlanke Vitrinen voll mit über 200 fragilen, unterschiedlich weißen, unterschiedlich geformten Porzellanbechern hängen seit gestern im lichten Raum des Theseustempels im Wiener Volksgarten (bis 5.Oktober). Die Installation „Lichtzwang“, benannt nach einem Gedicht von Paul Celan, stammt von Edmund de Waal

Im Gespräch mit der Wiener Presse sagt er:

Es gibt unterschiedliche Levels an Verstörung. Aber für mich ist Schönheit ein unglaublich schwierig zu erreichender Zustand. Das Thema der Schönheit ist ja komplett Gegenkultur, es spielt in der Kunstpresse keine Rolle. Das interessiert mich aber nicht. Mich interessiert nur, Kunst zu machen, die in Berührung ist mit Musik, Poesie, dem Ort, die eine Resonanz hervorruft, kein One-Liner ist, kein zeitgenössischer Kunstwitz. Das sind für mich genug Dinge, um die man sich kümmern muss. Aus dieser Ausstellung fragiler Objekte, in einer Vitrine, in einem neoklassizistischen Tempel, in der Mitte Wiens, was wieder sehr viel zu tun hat mit Paul Celan, kann man etwa ein Gedicht machen, das schön ist. Unglaublich traurig. Fragmentarisch und allumfassend zugleich.

Künstler lieben Paul Celan, wenn man an Anselm Kiefer denkt zum Beispiel. Ihr von ihm entliehener Titel „Lichtzwang“ ist allerdings weniger ein schönes, als ein sehr brutales Wort.

Ja, gewalttätig, schmerzhaft. Aber alle diese Aspekte an einem Ort zusammenzubringen, das ist es doch, was Installationskunst wirklich können soll.

Die Presse 30.04.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..