71. John Ashbery

Es gebe bei ihm keine Themen, heißt es, es finde sich bei ihm immer die gleiche Technik des Aussparens, des Abwehrens, des Indirekten, des Neutralisierens, so sei es schwer, Ashberys opakes, intellektuell dichtes und vielfältiges Werk zu fassen, sei es bereits schwer, den Prosasinn eines seiner Gedichte zu paraphrasieren. Und festzustellen sei eigentlich eher eine Abwesenheit von Stoff, von Gegenständen. Der Mangel auch nur einer Andeutung von rationalem Kontext. Nur aufgrund einer ungeheuren hermeneutischen Anstrengung könne man sinngebende Teile aus einem Gedicht reißen, sie zu verbinden versuchen, ohne daß man aber einen ganzen Satz von Ideen oder auch nur Szenen erhält. … Man muß eine enorme Bereitschaft mitbringen, um in den langen Gedichten mitgehen zu wollen oder zu können. (Joachim Sartorius, Nachwort zu „John Ashbery: Eine Welle“, Hanser München 1988)

Der Verlag Luxbooks, der es in seiner Reihe „Americana“ schon unternommen hatte, Ashberys Sammlung „A Worldly Country“ mit Mehrfachübersetzungen deutscher Lyrikerinnen und Lyrikern in einem Bedeutungsfächer zu entfalten (John Ashbery: Ein weltgewandtes Land, Wiesbaden 2010) hat nun einen weiteren Schritt gewagt, diesen – mit bisher etwa 30 Büchern – produktiven Autor bei uns bekannt zu machen: „Flussbild/Flow Chart“ ist ein Langgedicht, das sich über 185 Seiten erstreckt und, mit der deutschen Übersetzung, also 371 Seiten umfasst. Das Langgedicht ist mit seinem Anspruch vom Poesiealbum am weitesten entfernt. Deshalb weckt es unsere Aufmerksamkeit und die Neugier, diesen Anspruch zu erkunden. / Bernd Leukert, Faustkultur

John Ashbery: FLOW CHART / Flussbild
Langgedicht, zweisprachig. Aus dem Amerikanischen von Matthias Göritz und Uda Strätling

 384 S., 29,80 €. ISBN:  978-3-939557-29-6

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