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Veröffentlicht am 14. August 2013 von lyrikzeitung
Der einst als «Ulysses aus Charlottenburg» umjubelte Dichter besichtigt in seinen späten, zu Lebzeiten nie veröffentlichten Gedichten den Rest seiner künstlerischen Existenz. Das Resultat dieser poetischen Selbsterkundung sind bewegende, tief anrührende Gedichte eines Mannes, dem die Welt zerbrach. So verläuft die Suchbewegung des Einsamen auf einem gefährlichen Terrain: auf den Albtraumpfaden «zwischen einsam und allein», gebannt in ein ewig währendes Unglück. Dort, im Gehäus seiner Isolation, sitzt er fest, dort spürt er das Herannahen der eigenen Vergänglichkeit. Dort sehnt er sich schliesslich für einige poetische Augenblicke nach einem Aufatmen: «WAS IST DAS ZWISCHEN EINSAM UND ALLEIN: / als wär ich mir vergangen wie im Flug / rings um die Erde doch ein Stein / bin ich mir nicht geworden. Ach genug // für einen zweiten andren Flug hab ich / noch Kraft und Lüfte auch. // Dass ich mich endlich selber brauch.» / Michael Braun, NZZ
Thomas Brasch: «Die nennen das Schrei». Gesammelte Gedichte. Hrsg. von Martina Hanf und Kristin Schulz. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2013. 1030 S., Fr. 66.90.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Michael Braun, Thomas Brasch
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