138. Kleiner Joseph

„Kleiner Joseph“ sagt Else Lasker-Schüler zum bunt angezogenen Buben, der vor ihr steht, vielleicht sieben, acht Jahre alt und somit etwas zu jung scheint, um Teil ihres Publikums zu sein.

Dieser hält die Dichterin, ohne es ihr natürlich zu sagen, für eine Hexe und ist noch ganz ergriffen von der Magie der eben erlebten Lesung, die vermutlich einer ihrer letzten Auftritte vor ihrem Tod 1945 sein wird.

Der Junge heißt Paul Koppel und soll als Elazar Benyoëtz einige Jahrzehnte später selbst ein Dichter, ein berühmter israelischer Aphoristiker werden. Und als Israeli wird er auf Deutsch schreiben, in der Sprache von Else Lasker-Schüler, in einer Sprache, die er Mitte der 40er Jahre als „kleiner Landstreicher“ in Tel Aviv eigentlich noch nicht wirklich versteht, obwohl sie jene seiner Kindheit, seine „Vatersprache“ ist. / Alexander Emanuely, Die Jüdische

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