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Veröffentlicht am 4. März 2010 von lyrikzeitung
Die ersten Dichter waren in vielen Gesellschaften Historiker, Bewahrer der Geschichten einer Kultur in mündlicher Überlieferung. Erst in jüngerer Zeit wurde die Linie zwischen Poesie und Geschichtsschreibung als unterschiedener Arten, die Wahrheit zu sagen, strenger gezogen – die Wahrheit der Dichtung als eine Sache der Kunst, der Funken Einsicht zwischen den Worten, während sich die der Geschichte in Richtung Wissenschaft und Aufhäufung von Daten bewegte. Um so mehr trifft mich die Nachricht, daß ein Gedicht als „Beweismittel“ für eine revidierte Beurteilung der Hinrichtung von Anne Boleyn durch Henry VIII. diente.
Wie die Zuschauer der Serie The Tudors wissen, hielt man die Anschuldigungen von Ehebruch und Inzest, auf Grund derer sie hingerichtet wurde, für wahrscheinlich erfunden, um dem König zu ermöglichen, erneut zu heiraten und einen männlichen Thronerben zu bekommen. Doch in einer neuen Biographie, die dieses Jahr bei der Yale University Press erscheint, Anne Boleyn: Fatal Attractions, argumentiert Professor G.W. Bernard, daß die Beschuldigungen zu Recht bestanden, und liefert als Beweis ein Gedicht des französischen Botschafters an Henrys Hof, Lancelot de Carles. / Bob Holman, poetry.about.com
Das Gedicht beweise laut Guardian, daß sie zahlreiche Affären hatte und nennt einige Namen von Männern – drei von denen, die tatsächlich zusammen mit ihr hingerichtet wurden.
Kategorie: Englisch, Frankreich, Französisch, Großbritannien, USASchlagworte: Anne Boleyn, Bob Holman, G.W. Bernard, Geschichte, Henry VIII, Lancelot de Carles
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