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Nach dem Tod Richard Leisings, Karl Mickels und dem Adolf Endlers vor wenigen Wochen lichten sich die Reihen jener ostdeutschen Dichtergeneration, die, um die Mitte der dreißiger Jahre geboren, und durch die Charismatik Brechts und Georg Maurers geprägt, als Sächsische Dichterschule Furore machten. Weltwissen und Traditionsbewusstsein waren ihre Wirkungskonstanten. Selbstbewusste Generationsgeselligkeit und die Ausprägung kräftigen Ich-Bewusstseins im Rahmen ihrer kollektiven Gesellschaft führten zur Reibung am ideologisch Vorgegebenen – nach dem Plenum des ZK der SED 1965 und auch noch nach Wolf Biermanns Ausbürgerung im Herbst 1976.
Heinz Czechowski, 1935 in Dresden geboren, war von Beginn an der Streithans des lose gefügten Freundeskreises mit starkem literarischen Zusammengehörigkeitsgefühl und an Galle dem geborenen Polemiker Endler kaum nachstehend. Doch war er weicher und elegischer als der mehr dem schwarzen Humor zuneigende Düsseldorfer. …
Unduldsam bis ungerecht, anfällig für Kollegenneid und krasse Unterschätzung des Erreichten blieb er, in zuweilen fast krankhafter Zuspitzung, bis zuletzt. Keiner konnte ihm im exzessiven Klagen das Wasser reichen. Das hätte nur ein Jakob Haringer, ein Thomas Bernhard gekonnt. Czechowski war einer derjenigen, deren Wunde Dresden nicht heilte. / Richard Pietraß, Tagesspiegel 28.10.
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Badische Zeitung 28.10. (Ein Hiob aus dem brennenden Dresden, Michael Braun) / Mitteldt. Zeitung (Christian Eger) /Märkische Allgemeine (Ulf Heise, Der Trakl der DDR) / Neues Deutschland 28.10. / MDR /
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