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Das Heftchen Hefters, das letztes Jahr in der von Asmus Trautsch herausgegebenen Reihe Edition Poeticon des Verlagshauses J. Frank erschienen ist – und es ist wirklich ein Heftchen, so klein und schlank, dass es ohne Probleme in jede Tasche gleiten und sich dann darin verlieren kann – dieses Heftchen also sollte jeder lesen, der allein schon bei dem Wort tanzen einen freudigen Satz in die Luft macht, ob nun in Gedanken oder mit dem ganzen Körper oder einem Teil davon. Und alle andern sollten es auch. Und da sind wir auch schon mittendrin, im Thema, im Tanz, im Text. „Tanzen“ gehört zu den Büchern, die als echter Dialogpartner und in diesem Fall noch dazu auch als Tanzpartner fungieren. Es ist, wie als stünde man „Tanzen“ gegenüber und es ließe sich einem entgegenfallen, im blinden Vertrauen darauf, dass man es auffängt. // Und das tut man gern. // „Tanzen“ ist ein Essay, der wieder einmal eindrücklich zeigt, wie wunderbar Theorie und Praxis stets auch zusammenfließen und zusammen fließen. Übers Tanzen – wie über die Musik – wird oft gesagt, darüber „könne man nicht sprechen“, man müsse es „tun, ausführen, praktizieren“. Dieser allzu oft und allzu schnell bemühte „Totschlag-Gedanke“ (der tatsächlich etwas von einem Pseudogedanken hat, denn in den wenigsten Fällen denkt derjenige, der ihn wieder einmal ausspricht, in dem Moment wirklich das, was er da sagt, oder denkt überhaupt irgendwie darüber nach, sondern wiederholt lediglich eine seit gefühlt ‚ewigen Zeiten‘ auf uns niederkommende und antrainierte Phrase), dieser „Totschlag-Gedanke“ begegnet einem also leider viel zu oft, ja eigentlich auf Schritt und Tritt. (Auf Schritt und Tritt? Wie fein: Verwandeln wir ihn also doch einfach in Tanz …)
Umso mehr kann man Martina Hefters „Vorratskammer“ an Gedankenbewegungen nur begrüßen. Ihr Text führt nämlich diese verkrustete „Idee“ einmal mehr ad absurdum. (…) / Schirin Nowrousian, Fixpoetry
Martina Hefter
Tanzen
Verschriftlichung einer Installation mit dem Titel »Tanzen, eine Vorratskammer«
Übersetzung: Asmus Trautsch
Verlagshaus J. Frank
2014 · 48 Seiten · 7,90 Euro
ISBN: 978-3-940249-72-2
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