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Daß Jan Wagner mit seinem jüngsten Werk “Regentonnenvariationen” auf der Shortlist steht, ist wahrscheinlich keine große Überraschung. Leipzig hat den großen Vorteil, alle literarischen Formen berücksichtigen zu dürfen. Anders als der Frankfurter Platzhirsch, der irreführenderweise “Buchpreis” heißt, aber, ein elementarer Geburtsfehler, nur Romane meint. Und diese Nominierung ist konsequent, denn Wagner vollzieht mit der Poesie einen Perspektiv- und Gesprächswechsel auf unsere Welt. Er ist ein Lyriker, der es wie kaum ein anderer versteht, sich die klassischen Gedichtformen und -traditionen zu eigen zu machen. Wagner steht in der Tradition der Naturlyrik, deren Zentralmotive Naturerscheinungen wie die Landschaft, das Wetter und die Pflanzenwelt sind und die auf dem Erlebnis der Klimaveränderung aufbauen. Bereits die ersten namhaften Dichter bedienten sich der Natur als Projektionsraum und sprachen ihr nicht selten menschliche Attribute zu. Im Barock wurde die Natur religiös aufgeladen und heilsgeschichtlich gedeutet, während sie selbst eher im Hintergrund stand. Innerhalb der deutschen Lyrik erfolgte eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Natur seit dem 18. Jahrhundert. Die Gedichte in diesem Band sind voller Beobachtungen und Beschreibungen, überbordend von Sprachlust. Man bewegt sich in ihnen gleichsam als Botaniker durch Flora und Fauna, Stadt und Garten, Ereignisse und Biographien. Eine Entdeckungsreise.
KUNO hofft, dass er nicht noch einmal zehn Jahre dauert, bis ein Lyriker nominiert wird. / Matthias Hagedorn, Kuno
Regentonnenvariationen, Gedichte von Jan Wagner. Hanser Berlin, Berlin 2014
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