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Am 26. Februar erhielt Hans Joachim Schädlich den „Berliner Literaturpreis 2014“. Die mit 30000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Stiftung Preußische Seehandlung finanziert und ist mit der Berufung auf die Heiner-Müller-Gastprofessur der FU Berlin verbunden. Auszug aus seiner Dankrede:
Friedrich II., der Gründer der Preußischen Seehandlungs-Gesellschaft, hielt von der deutschen Sprache und von der deutschen Literatur rein gar nichts. In seiner Schrift „De la littérature allemande“ / „Über die deutsche Literatur“, die Ende 1780 in französischer Sprache und in deutscher Übersetzung erschien, schrieb er: „Seien wir also aufrichtig und gestehen wir gutwillig, daß bis jetzt die Literatur auf unserem Boden noch nicht hat gedeihen wollen.“
Er ignorierte Klopstock, Lessing, Wieland, Herder, Ewald v. Kleist, Winckelmann, Moses Mendelssohn und erwähnte nicht einmal seine Bewunderer Karl Wilhelm Ramler und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Ohne Goethes Namen zu nennen, bezeichnete er dessen „Götz von Berlichingen“ als „eine abscheuliche Nachahmung der schlechten englischen Stücke“ und als „abgeschmackte Plattheiten“. Friedrich II. empfand für die deutsche Sprache und Literatur nichts als Verachtung. In einem Gespräch mit Gottsched bekannte er: „ … ich habe von Jugend auf kein deutsches Buch gelesen und spreche das Deutsche wie ein Kutscher.“ Es sei hinzugefügt: So schrieb er es auch. Umso verwunderlicher, dass er Vorschläge zur Verbesserung der deutschen Sprache machte. Er schrieb: „Wir haben eine Menge von … Verben, deren Endsilben dumpf und unschön sind, wie ,sagen‘, ,geben‘, ,nehmen‘. Setzen Sie ein ,a‘ an diese Endungen … und machen Sie ,sagena‘, ,gebena‘, ,nehmena‘ daraus, so werden diese Laute dem Ohr wohlgefallen.“


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