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Veröffentlicht am 8. September 2012 von lyrikzeitung
Herr Eckels, was macht Musik mit einem Gedicht?
Prof. Heiner Eckels: Ich versuche es mal mit einem Vergleich: Nehmen Sie ein Lied der Suleika nach dem Gedicht aus Goethes „West-östlichem Divan“. Das Gedicht wurde sowohl von Mendelssohn-Bartholdy als auch von Franz Schubert vertont. Beide Lieder fallen bei gleicher Textgrundlage ganz unterschiedlich aus. Die Zeile „Ach, die wahre Herzenskunde, Liebeshauch, erfrischtes Leben…“ ist bei Mendelssohn pure Leidenschaft im Allegro assai und im Forte, während Schubert ihre seelische Dimension heraushebt, indem er die Zeile dreimal in einem ruhigen Pianissimo wiederholen und verklingen lässt.
Welches Lied trifft das Gedicht besser?
Eckels: Das ist letztendlich Geschmacksache. Ich finde, beide Lieder haben ihre absolute Berechtigung. Es sind zwei Interpretationen, die deutlich wiedergeben, was beide Komponisten gefühlt haben mögen, als sie sich mit dem Gedicht beschäftigten.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Schubert, Heiner Eckels, Johann Wolfgang Goethe, Vertonung
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