38. Schinkels Dichten

André Schinkels Verse sind in klassischer Metrik gesetzt, durch Reim gebunden, Genitivmetaphern finden sich häufig, Komposita ebenso wie das schmückende Beiwort, das ganze Programm also: Er beruft sich auf das Pathos tradierten lyrischen Sprechens. Dieser Anspruch zeigt sich vom ersten Buchstaben an: Er schreibt die Zeilenanfänge groß, ein hoher Ton ist angezielt, er beherrscht ihn mit Sicherheit. Das Erinnern wird als Bestandteil lesenden Genusses ernster genommen, als ein einseitig auf den Moderne­diskurs ausgerichtetes Poesieverständnis das gern hätte. Neben klassi­scher Lyrik (auch: klassisch moderner) schimmern vor allem Dichter der sächsischen Dichterschule (R. Kirsch und Czecho) durch. (Überhaupt scheint aus diesem abgesägten Ast in Halle kräftig ein grüner Reiser zu sprossen. Mit Wilhelm Bartsch sei ein dortiger Kollege erwähnt.) Ein Dichten, das poetische Normen als objektiv gegeben (für sich) hinnimmt und eher auf Kommunikation setzt, als auf hochgezüchtete Individualität. / Bertram Reinecke, Poetenladen 7.6.

André Schinkel
Apfel und Szepter
Fixpoetry Lesehefte No 16
Verlag im Proberaum, Klingenberg
6,90 Euro

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