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Veröffentlicht am 20. November 2009 von lyrikzeitung
Ihre zweite Lesung während ihrer Zeit als Poetikdozentin in Wiesbaden musste verschoben werden, und so kam Ulrike Draesner erst jetzt ins Literaturhaus Villa Clementine, um mit der Sängerin Franziska Welti einige ihrer Gedichte zu präsentieren. „In einer Hand, die zittert, hältst du dich selbst“ ist ihr Abend mit Stimmen, Gedichten und Improvisationen überschrieben. Vor wenigen Zuhörern trugen die beiden Texte aus 15 Jahren vor, aber keineswegs chronologisch, sondern nach Klang und Gutdünken ausgewählt. Den Auftakt macht „bahn übern bogen“ über den Savignyplatz in Berlin aus dem Jahr 1995.
Bevor Draesner das Gedicht ganz klassisch vorträgt, teilt sie sich mit Welti dessen Vokale und Konsonanten: Draesner formt a, e, i, o und u, während Welti Konsonantenhaufen ins Mikrofon pfeift und säuselt. Sprachmusik, bei der Sprache und Musik gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Doch das ist nur eine der Arten, wie die beiden mit Gedichten umgehen. Immer wieder finden sie neue Formen der Lautmalerei, mal singt und spielt Welti zu den Gedichten mit Tonleitern, dann wieder zerlegt sie einzelne Sätze und Worte und treibt sie in die Höhe. Besonders gut gelingt das Zusammenspiel an diesem Abend bei Draesners Gedichtzyklus über Bert Brecht und Ruth Berlau, die Welti mit einem Trauergesang untermalt, der den Schmerz des Exils verklanglicht. / Shirin Sojitrawalla, Main-Spitze
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Bertolt Brecht, Franziska Welti, Ruth Berlau, Shirin Sojitrawalla, Ulrike Draesner, Wiesbaden
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