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Die letzten Telefongespräche mit Karin Hempel-Soos zeugten von nachlassender Kraft – körperlicher Kraft, nicht Willenskraft. Auch angesichts des Todes war diese Frau nicht gewillt, den Dingen einfach so ihren Lauf zu lassen. Sie wünschte sich eine Beerdigung in aller Stille. Und: „Keine Reden. Keine Lügen. Champagner.“ …
Natürlich war die Beisetzung am Freitag auf dem Poppelsdorfer Friedhof eine öffentliche Angelegenheit. Würdevoll, aber nicht ganz still. Beethovens 7. Sinfonie war unter anderem zu hören, Maria Callas („Casta Diva“) und Literarisches von Karin Hempel-Soos.
Der Text „Hören Sie endlich auf zu verwildern“ spiegelte die Lyrik und die Persönlichkeit der unsentimentalen, gleichzeitig hochsensiblen Autorin. Das kleine Rahmenprogramm hätte ihr gefallen.
Unter den zahlreichen Trauergästen waren langjährige Wegbegleiter, führende Köpfe aus Kultur, Wirtschaft und Politik. Eine große Koalition ministerialer Größen – gegenwärtiger und vergangener – war zur Beerdigung der am 23. Oktober gestorbenen Karin Hempel-Soos gekommen: Peer Steinbrück, Franz Müntefering, Ulla Schmidt und Norbert Röttgen. …
Peer Steinbrück und Thomas Franke lasen Gedichte von Karin Hempel-Soos.
Das Lakonische, mitunter provozierend Freche ihrer Poesie arbeitete Steinbrück mit dem ihm eigenen trockenen Witz perfekt heraus. Liebe und Sexualität, Eros und Tod, Familienleben, Männer und Frauen in der Politik – die Themenvielfalt der Lyrik von Karin Hempel-Soos war groß. Sie besaß die Empfindsamkeit der Dichterin und das (politische) Temperament der Kabarettistin, wenn es darauf ankam, blickte sie mit unerbittlichem Scharfblick auf die Welt. / Dietmar Kanthak, General-Anzeiger 7.11.
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