Shelleys Schöllkraut

„Das Interessanteste unter meinen Einkäufen“, schreibt Percy Bysshe Shelley im Sommer 1816 aus Montalègre an seinen Freund Thomas Peacock, „ist eine große Sammlung von Samen seltener alpiner Pflanzen (.. .). Sie sind verwandt mit dem Schöllkraut – dem klassischen Schöllkraut (. ..); sie sind genauso wild und noch verwegener als jenes, und sie werden ihm Geschichten von Dingen erzählen, die so ergreifend und erhaben sind wie der Blick eines jungen Poeten.“

Dieses Zitat lässt tief blicken. Es verrät dem Leser, nachdem dieser die Schluchten der Syntax durchwandert hat, nicht nur, dass Schöllkrautsamen aus den Schweizer Alpen geschwätzig sind, nein, sie sind wild und noch verwegener als das klassische Kraut. Shelley, der seinen ergriffenen Blick sonst vorzugsweise über die erhabenen Alpen schweifen lässt, zieht hier den Vergleich mit einer Pflanze: das Auge des jungen Poeten sieht jene Dinge, von denen das alpine Schöllkraut zu berichten weiß. / Henning Ahrens, SZ 29.11.02, über

MARY W. SHELLEY / PERCY B. SHELLEY: Flucht aus England. Reiseerinnerungen und Briefe aus Genf 1814-1816. Aus dem Englischen und herausgegeben von Alexander Pechmann. Achilla Presse Verlagsbuchhandlung, Hamburg 2002. 140 Seiten, 18 Euro.

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