benenn sie jetzt dichter nenn sie beim namen

Monika Vasik

an niederlagen herrscht kein mangel 

wenn körper sich ihrer seele bis in die letzte pore
gewiss sind als treibgut leib und sinne eins
trotz allem die vielfarbigkeit von dreck aushalten
im ansprung der fremde wo sekunden wie stunden
vergehen die lärmende enge der muße

benenn sie jetzt dichter nenn sie beim namen
sag zwang zur untätigkeit lausch dem poetischen
klang sag verdammnis zum stobenden wogen
dimme nicht den gestank mit deinen 26 buchstaben
die urgewalt eines lebendigen menschenmeers

sieh das geht lautlos des nachts eine frau unerkannt
aus dem gedächtnis der dinge flieht versehrt bis hoch
unters dunkle haupthaar aus dem offenen bild
vielleicht hebt nun endlich dein vers an schickt
morgens in alle richtungen sein kleinstes licht

Aus: Versnetze_12. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. Hrsg. Axel Kutsch. Weilerswist: Ralf Liebe, 2019, S. 318

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..