92. Baum, Kind, Hund, Haus

Es gibt komplexe Zusammenhänge, die sich durchaus in einfacher Form darstellen lassen. Nur können muss man es. Der Dichter Eugen Gomringer kann es: „baum / baum kind / kind / kind hund / hund / hund haus / haus / haus baum / baum kind hund haus“. Das ist eine „Konstellation“ von Worten, wie es die Verfechter der konkreten Poesie nennen. Das versteht jedes Kind, nur wir Erwachsenen verdrehen die Augen, weil wir vom Wortschwall, der täglich als Kommunikation auf uns niederprasselt, zu komplex und zu kompliziert denken.

„Baum, Kind, Hund, Haus. Das nenne ich meine Weltanschauung. Der ‚Baum‘ als verwurzeltes Wesen, unbeweglich; ‚Kind‘, der Mensch; ‚Hund‘, das gezähmte Tier, mit vier Beinen; und das ‚Haus‘ als erstes Kunstwerk des Menschen – Schutz und Kunstwerk. Die vier bilden eigentlich immer noch so den Umfang des menschlich Notwendigen.“ Wenn Eugen Gomringer etwas erklärt, dann tut er es immer noch mit Verve. Sein Alter merkt man ihm sowieso nicht an. / Andreas Puff-Trojan, Der Standard

One Comment on “92. Baum, Kind, Hund, Haus

  1. Am 27.01.2015 um 09:32 schrieb Boris Preckwitz:

    „Es ist wohl an der Zeit, mit einem Irrtum aufzuräumen: Die sogenannte „konkrete Poesie“ ist weder konkret noch überhaupt Poesie. Ihre Texte sind lexikalisch-graphische Arrangements, aber keine Lyrik.“

    naja – gut daß endlich mal jemand erklärt, was konkret lyrik ist. weiterhin viel erfolg beim aufräumen!

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..