40. „Keinen vernünftigen Grund, ein Gedicht zu schreiben“

WIE HAT SICH BERLIN VON DER STIMMUNG, DER SZENE HER VERÄNDERT?
Total. In Kreuzberg laufen heute Scharen von Touristen rum, bewaffnet mit Stadtplänen. Negativ ist das nicht, viele werden sich darüber freuen, es kurbelt ja auch die Wirtschaft an. Früher war New York in, jetzt ist es Berlin. Aber die Verdrängung der alten Bewohner, die nicht so viel Geld haben, ist durchaus negativ. Kulturell hat sich auch viel verändert, leider wurde die Off-Szene weggekürzt. Ich hatte es damals leichter. Es gab mehr Buchläden, die bezahlte Lesungen wagten, es gab mehr Stipendien … Das hat sich schon sehr verändert. Jetzt dominiert die Staatskultur.

UND WAS INSPIRIERT DICH?
Bei Theaterstücken sind es die Themen, da recherchiere ich auch gründlich. Bei der Lyrik ist es die innere Verfassung. Es gibt ja eigentlich keinen vernünftigen Grund, ein Gedicht zu schreiben, es ist ein neurotisches Produkt. (lacht) Ein Drang, etwas zu formulieren, was man in Prosa nicht schreiben kann. Für mich sind Gedichte die besten Rätsel, um die Welt zu enträtseln. / Michael Rädel sprach mit Christoph Klimke, blu.fm

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