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Ulrich Rüdenauer und Wiebke Porombka im DLF über Kookbooks und Daniela Seel:
Ihr erster Lyrikband erschien vor zwei Jahren. Im Moment sammelt sie Texte für ein zweites Werk; hier liest sie ein noch unveröffentlichtes Gedicht:
„verbindungen, fang. hängt überall garn dran, bandagen
aus absperrband. fusseln, patrone, leim. jedes kleid könnte
brautkleid sein, übertüncht. verdammte legende vom honig
dieb, verfolgmich, verfolgmichnicht. die grünen strümpfe
scheuern am knie, beim knöpfen fängts an. gewahrsam.
herden von fenstern ringsum, quillt glut raus. wo sich was
sammelt, flimmert der boden, verteilt wirklichkeit, mischt
sich rein. schick noch eins von den zeitwörtern, später, bald,
morgen, dann, gleich. draus lern ich entfernung. nicht jeder
raum ist als wohnraum gedacht. surrogat, ohne richtig und
falsch. koffer voll strecken, gelöscht im schlaf. je mehr ich
mich schere, desto mehr wächst nach. lunte, mundgroße
drops. nothing to be scared of.“In ihrem eigenen Schreiben erkundet sie Regionen und Regungen des Körpers genauso wie das Bewusstsein, in seinem beständigen Irrlichtern zwischen Wahrnehmung und Täuschung. Seels Sprache hat dabei stets etwas ungemein Konzentriertes, beinahe etwas Gebändigtes, öffnet aber zugleich immerzu Türen zu neuen, fremden, mitunter etwas sinister anmutenden Vorstellungsräumen. Das ist es auch, was Seel an den Büchern schätzt, die in ihrem Verlag erscheinen.
„Mich interessieren Texte, die mir was zeigen, was ich noch nicht kenne, die mich an Orte führen, wo ich alleine nicht hingekommen wäre. Und die das eben mit Sprache machen, sodass ich auch was über Sprache verstehe und darüber, wie Verstehen selber funktioniert oder jedenfalls bei mir. Und mich interessieren Ambivalenzen, also dass es nicht Eindeutigkeiten gibt, sondern dass es eine Balance von mehreren gleichzeitig gibt. Und dass es weggeht von Linearität, und eigentlich ermöglicht, vieles gleichzeitig zu denken, ohne dass es sich gegenseitig ausschließt.“
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/2109044/
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a danke. jetzt kann ich auch die frage beantworten. also vor pfingstsonntag wird das nichts. schöne pfingsten noch!
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Stimmt, das Manuskript fehlt online. Vielleicht anfordern? Der DLF ist ganz nett manchmal.
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Verweis auf den Bericht über die Edition Azur in der nämlichen Sendung folgt noch?
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sobald ich a) ihn b) zeit finde, selbstverständlich, wieso nicht? es sei denn, jemand kommt mir zuvor.
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