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Vor mehr als 25 Jahren legte er aber Farben und Pinsel beiseite und konzentrierte seine kreativen Kräfte ganz aufs Schreiben. Dabei half und hilft ihm Gabriela. Ihren Platz hat Gabriela auf dem Schreibtisch, den der Frankfurter Dichter vom Vater geerbt hat. Gabriela, das ist eine graue, in die Jahre gekommene elektrische Schreibmaschine, an der Böhmer alle Gedichte tippt und noch mehrmals abtippt. Bis zu sieben Mal korrigiert und ändert er die Verse. Anhand der abgetippten Versionen kann er den Schaffens-Prozess verfolgen. Auf einem Computer schreibt er aus Prinzip nicht. Kreativität am PC kann der Lyriker sich nicht vorstellen.
Das jüngste Ergebnis seines Schaffens liegt auf dem Biergartentisch, der als Ablage dient: Knapp 150 Seiten umfasst der Gedichtband in Din-A-4-Format, dem Böhmer den Titel „Am Meer. An Land. Bei Mir.“ gegeben hat. Das Buch war noch nicht erschienen, als er eine Nachricht erhielt, die ihn „einigermaßen perplex“ machte: dass er den Hölty-Preis für Lyrik bekommt. Deutschlands höchstdotierte Auszeichnung für einen lebenden Dichter wird ihm im September verliehen. In der Begründung der Jury heißt es unter anderem, dass Böhmer „einzigartig in der zeitgenössischen deutschen Literaturlandschaft“ sei. Der Dichter macht kein Geheimnis daraus, dass ihm diese Ehrung gut tut. Er ist sieht aber auch ein Problem, das er mit einem Wort benennt: Eitelkeit. „Das ist äußerst gefährlich, sie verdummt“, sagt er in ruhigem Ton, „Beispiele gibt es genug“. /Canan Topçu, FR
Lesung mit Paulus Böhmer und Peter Heusch aus „Am Meer. An Land. Bei mir.“ , Dienstag, 14. September , in der Romanfabrik, Hanauer Landstraße 186. Einführung: Sascha Anderson. Beginn 20.30 Uhr.
Am Meer. An Land. Bei mir. Ostheim/Rhön, 2010
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