138. Gustave Kahn

„Gott Richard Wagner“ nennt der Dichterfürst Stéphane Mallarmé den Komponisten. Es entsteht ein veritabler französischer „Wagnerisme“, der gleichermaßen Poeten, Komponisten, und Maler inspiriert. Maler wie Puvis de Chavanne, Gustave Moreau, Odilon Redon illustrieren seine Musikdramen, Schriftsteller wie Paul Verlaine, Karl Huysmans und René Ghil suchen nach literarischen Entsprechungen für das, was sich da auf der Ebene der Musik abspielt. Und der am 21. Dezember 1859 in Metz geborene Gustave Kahn, ein großer Verehren von Baudelaire und Verlaine, erlebt diese ästhetische Kulturrevolution als Poet und als Kritiker. In einem Artikel aus dem Jahr 1886 schreibt er:

„Das zentrale Ziel unserer Kunst ist es, das Subjektive zu objektivieren, also die Entäußerung der Idee, anstatt das Objektive zu subjektivieren, also die Natur, so wie ein Einzelner sie wahrnimmt. Vergleichbare Überlegungen haben sowohl zur harmonischen Vielfalt bei Wagner geführt als auch zu den neuesten Techniken der Impressionisten.“ …

Gustave Kahn blieb es vorbehalten, mit seinen 1887 unter dem Titel „Palais Nomades“ veröffentlichten Gedichten den Weg zum „Vers libre“ zum freien Versmaß aufzustoßen, und damit den forcierten Subjektivismus auch in die Formensprache hineinzutragen. Er musste sich diese Erfinderschaft allerdings mit anderen teilen, zu sehr sind seine Gedichte eingebettet in eine allgemeine poetische Bewegung. / Eberhard Spreng, DLR Kalenderblatt 21.12.

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