Lieber Michael,

bedrückend ist Deine letzte Lyrikpost, die vom Tod zweier mir immer wichtiger Autoren berichtet. Von Walters Sterben erfuhr ich über seine Frau, von Bäckers Tod über Dich. Beide haben in meinen Anfängen Texte von mir veröffentlicht, der eine im fernen Oesterreich, der andere in Berlin. Durch beide konnte ich an wichtigen Lesungen teilnehmen und andere, ähnlich wie ich arbeitende Autoren kennenlernen. Die literarische Nähe dieser sehr guten und feinen Menschen (ich denke, ich will es bei dieser Einfalt der Formulierung belassen, die jedoch die Vielfalt zeichnen will) beruhte bei beiden auf Gegenseitigkeit, sie waren beide aus der Ferne still wirkende Literaturväter und wachhaltende Sprachwärter. Als sie erkrankten, – und bei beiden war es ein langer Prozess, verlor sich der konkrete Kontakt, aber er blieb mir dennoch als ge-wärtiger. Mit ihnen beiden stirbt authentisch wirksame Literaturgeschichte jenseits der (Ver) Handelbarkeit literarischen Arbeitens und ich empfinde zum ersten Mal selber auch so etwas wie Verzagen, Aufgebenwollen, Scheitern. Jetzt gilt es, trotz aller Übermüdung im Gegenstromstehen wach zu bleiben, dachte ich.
Angelika Janz (Aschersleben)

Mai 2003

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