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Veröffentlicht am 30. November 2002 von rekalisch
Vokale mit Farben zu verbinden, war, wie John Gage gezeigt hat, seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts im Kontext der «audition colorée» beziehungsweise des «Farbenhörens» ein Phänomen, das zunächst Psychologen und dann auch bildende Künstler nachhaltig interessierte; für die Letzteren ging ein wesentlicher Stimulus seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Arthur Rimbauds Gedicht «Voyelles» aus. Klee kannte das Werk des französischen Dichters. Zu Weihnachten 1913 hatte er eine deutsche Ausgabe der Dichtungen von Rimbaud seiner Frau persönlich gewidmet. Im ersten Vers des Gedichtes «Vokale» schreibt Rimbaud den fünf Vokalen folgende Farben zu: «A schwarz, E weiss, I rot, U grün, O blau». Klees Auflistung im «Skizzenbuch Bürgi» liest sich wie eine kritische Adaption von Rimbauds Erfindung. Klee ging von den gleichen Farben wie der Dichter aus, ergänzte allein den Farbton «lichter Ocker», ordnete diesen dem Vokal a zu, und in der Folge übertrug er die von Rimbaud gewählten Farben in der gleichen Reihenfolge auf die folgenden vier Vokale, vertauschte dabei allerdings o mit u. In zwei Fällen verkehrte er durch seine Verschiebung die Zuordnung von Rimbaud direkt ins Gegenteil: Er assoziierte e mit Schwarz statt Weiss und o mit Rot statt dem komplementären Farbton Grün. / NZZ 30.11.02
Kategorie: Deutsch, Deutschland, Frankreich, FranzösischSchlagworte: Arthur Rimbaud, John Gage, Paul Klee
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