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Veröffentlicht am 2. Dezember 2025 von lyrikzeitung
Fritz Graßhoff
(* 9. Dezember 1913 in Quedlinburg; † 9. Februar 1997 in Hudson, Kanada)
DER HENKER VON PARIS
Ist wer zu henken in Paris,
so macht das Jean Plumecoque.
Der trägt den scharlachroten Rock
und von Seide ein weißes Chemise.
Erscheint er auf dem Blutgerüst,
dann seufzen die Frauen:
Wie schön er ist!
Und wenn er zuschlägt, schwingt er stolz
das Beil und trifft präzis,
genau zwei Finger überm Chemise,
und der Kopf rollt herunter vom Holz.
Zweihundert köpfte er schon und mehr.
Und die Frauen seufzen:
Wie stark ist er!
Und spritzt das Blut ihm auf die Hand,
dann wischt er's in ein weißes Tuch
und wirft's mit einem leisen Fluch
in die Menge hinunter vom Stand.
Da wird's zerrissen und geküßt.
Und die Frauen seufzen:
Wie süß er ist!
Aus: Fritz Graßhoff: Halunkenpostille. Rumpelkammerromanzen Hafenballaden Spelunkensongs. Mit Zeichnungen von ihm selbst. Duisburg: Carl Lange, 1955 (26.-28. Tausend), S. 47
Kategorie: Deutsch, Deutschland, KanadaSchlagworte: Der Henker von Paris, deutsche Balladen, deutsche Liedermachertradition, Fritz Graßhoff, Graßhoff Gedichte, Hafenballaden, Halunkenpostille, Jean Plumecoque, Kneipenpoesie, Moritat, Nachkriegsliteratur, Rumpelkammerromanzen, schwarzhumorige Lyrik, Spelunkensongs
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