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Technische Neuerungen sind immer auch eine Chance für scheinbar überholte literarische Formen. Bisher bilden die kleinen Formen in jeder Systematik der Literaturwissenschaft neben Epik, Lyrik und Dramatik mit unterschiedlichen Bezeichnungen eine Randgruppe: Epigramm, Sprichwort, Prosagedicht, Kürzestgeschichte und selbstverständlich der Aphorismus. Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist der althergebrachte Aphorismus in Form des Mikroblogging eine auflebende Form. Bestand die Modernität dieser Notate bisher in ihrer Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur. Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er die Sinnfrage zwischen Bühne und Zuschauerraum neu verteilte – findet sich in dieser Kunstform wieder. Wir stellen in dieser Twitteratur-Anthologie unterschiedliche Statements von und über Anja Wurm, Franz Kafka, Ulrich Bergmann, Karl Kraus, HEL, Karl Feldkamp, Jesko Hagen, Michel de Montaigne, A.J. Weigoni, Sophie Reyer, Tamara Kudryavtseva, Tom de Toys, Francisca Ricinski, Joanna Lisiak, Angelika Janz, Michael Gratz, Holger Benkel, sowie Haimo Hieronymus, Peter Meilchen und ein fulminates Nachwort von Denis Ulrich vor. Die Autoren bestehen in ihren Ausführungen darauf, daß auch eine alte Kunstform die neue Wirklichkeit entlarvend aufschließen kann. / mehr: Twitteratur, ein vorläufiges Resüme. Von Matthias Hagedorn
„Still, it’s an important update in what it represents: A willingness to change one of Twitter’s most established product features. The 140-character limit has been around as long as Twitter has; it’s part of the product’s personality. Expanding the limit is a sign that Twitter and Jack Dorsey are willing to make serious changes[…]“
http://recode.net/2016/01/05/twitter-considering-10000-character-limit-for-tweets/
da hat die ‚twitteratur‘ dann aber gut geschissen, nein?
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KUNO verleiht der Lyrikerin Joanna Lisiak für das Projekt Gedankenstriche den Twitteraturpreis 2016: http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=31414
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KUNO dankt fürs teilen und verweist auf einen Essay zum Thema: http://www.editiondaslabor.de/blog/?p=22423
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