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Veröffentlicht am 24. Juli 2010 von lyrikzeitung
Im Nachhinein ist man klüger. „Sehr geehrter Herr Dr. Jandl!“, schrieb der gescheite Suhrkamp-Lektor Walter Boehlich im Mai 1958 an eben diesen: „Wir erlauben uns, Ihnen Ihre Gedichte wieder zurückzuschicken, da wir uns außer Stande sehen, in diesen puren Wortspielereien irgend einen lyrischen Gehalt zu entdecken. Man kann vieles als Gedicht bezeichnen, diese Stücke aber ganz gewiss nicht.“
Die Geschichte hat Jandl rehabilitiert. Aber man sollte sich klar machen, dass damals, in den fünfziger Jahren, auch andere, nicht nur die konservativen Ex-Nazis im österreichischen Kulturbetrieb, am literarischen Wert von Jandls Dichtungen zweifelten. Selbst die Heroen der Wiener Gruppe duldeten ihn nur als Randfigur, fanden seine Texte zu verspielt, zu sehr auf eine Pointe hin konzipiert. / Thomas Rothschild, Freitag 23.7.
Ernst Jandl. Das Öffnen und Schließen des Mundes. Frankfurter Poetikvorlesungen 1984/1985. Filmedition Suhrkamp 17/absolut Medien. 2 DVD, Mono, 263 Min., Farbe, 29,90 €
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Ernst Jandl, Thomas Rothschild, Walter Boehlich
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