Beim Mondbetrachten

Saigyô

(1118-1190)

Ja, gerade weil
die Wolken von Zeit zu Zeit
darüber ziehen,
tun sie etwas für den Mond:
Sie sind ein Schmuck für ihn

Aus: Saigyô: Gedichte aus der Bergklause Sankashû. Ausgewählt und übersetzt mit Kommentar und Annotationen von Ekkehard May. Mainz: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, 2021, S. 107

Und natürlich gilt Klopstocks Diktum, dass auch das Silbenmaß hin und wieder etwas mit ausdrücken müsse. Man beachte die doppelten Reduplikationen am Anfang des japanischen Texts:

naka-naka ni
toki-doki kumo no
kakaru koso
tsuki wo motenasu
kazari narikeri

Bashô (1644-1694), der Saigyô verehrte und häufig zitierte, machte ein Haiku zum Thema:

Wolken von Zeit zu Zeit
gönnen den Menschen Rast
beim Mondbetrachten

Aus: Ebd. S. 106

Fotos © Gratz

1 Comments on “Beim Mondbetrachten

  1. ein Kommentar von ranranshi:
    „Silben richtig oder nicht, die erste Zeile der Übersetzung bezieht sich unmittelbar auf die beiden letzten Zeilen und dadurch wird keine Spannung aufgebaut. Oberstollen ( 5-7-5) und Unterstollen (7-7) stehen gegenüber einander (wie immer in tan’ka, bezw. waka) und erst am Ende findet sich die Lösung. „naka-naka-ni“, eine Sache die nicht zufrieden stellt. Was? Von Zeit zu Zeit ist etwas mit Wolken verhangen! Wendung (Unterstollen): es dreht sich um den Mond, und die Wolken machen den Mond nur schöner! „koso“ schließt den Oberstollen kräftig ab, „-keri“ (zum Verb „kazaru“, schmücken) ist Art gefühlvolles Nachwirken des Verbes. Heute könnten beide Suffixe Emoji sein.“

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