17. Wie formalistisch sollen Rezensionen sein?

Ein Kommentar von Simone Kornappel und Michael Gratz 

Was ist besser: Wenn sie Lyrik mit Klischees zuschütten, also immerhin bedenken, irgendwie ernstnehmen, abhandeln – oder sie ignorieren? Die Tageszeitung junge Welt neigt just zur ersten Sorte. Dort (http://www.jungewelt.de/2014/02-04/048.php) schreibt Martin Rautenberg über „zwei Büchlein aus dem Distillery-Verlag“ und hat unsere Aufmerksamkeit. Wie soll man das nicht loben? Wenigstens kommt Lyrik vor. Sogar die Bestelladresse wird mitgeteilt. Leider aber verheißt die doppelte Überschrift kaum Gutes: „Die Pointe zurückdenken. Wie formalistisch sollen Gedichte sein?“

Tatsächlich ist der erste Absatz der informativste. Genauer der einzige informationshaltige. Deshalb hier in voller Länge:

Ein Verlag, der sich ganz der Veröffentlichung heutiger Gedichte verschrieben hat, nennt sich Distillery und wird von Alexander Krohn in Berlin betrieben. In unregelmäßigen Abständen bringt er kleine, schön gestaltete Hefte heraus; jüngst erschienen »Mengenleere« von Katja Horn und »ineinandersetzung« von Tone Avenstroup.

Alles soweit richtig. So geht es jedoch nicht weiter. Die Gedichte sind kurz, heißt es; das geht noch als Beschreibung durch. Es gebe „keine Strophen“, na okay, „und selbstverständlich auch keinen Reim“. Selbstverständlich? Lassen wir mal Theorie und Geschichte des Reims beiseite. Das Wort „selbstverständlich“ verrät, worum es dem Kritiker geht. Er hat ein Bild vom „heutigen Gedicht“ und will es – siehe Überschrift – an beiden Büchern vorführen. „Selbstverständlich“ gibt es ja im „heutigen Gedicht“ auch nicht wenig Gereimtes. Sogar bei Katja Horn, in einem anderen Heft von Distillery. Was also wäre damit gesagt? Aber weiter im Text, denn „Es herrscht konsequente Kleinschreibung“. Diese Gedichte seien durch Kürze, Reimlosigkeit und Kleischreibung gekennzeichnet. „Tone Avenstroup bietet ebenfalls die schon erläuterte formale Struktur: Kleinschreibung, Kürze, kein Reim.“

Offenbar soll dies eine feste Struktur sein, ein Pattern. Und wofür es steht wird sogleich detailliert entwickelt:

(…) konsequente Kleinschreibung – ein möglicherweise heute als Marotte zu beschreibendes Gestaltungsprinzip, das in der Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg, und zwar insbesondere in linken Kreisen, die Konzentration auf die wesentlichen Inhalte ermöglichen sollte. Zugleich steckt – übrigens analog zur Begründung der Zwölftonmusik – ein die Unterschiede nivellierender, gleichmacherischer Ansatz dahinter. Also eine Art formalistische Übertragung aus der politischen Sphäre.

Da haben wir den Salat, den formalistischen. Ein bißchen wirr vielleicht, forsch sowieso, wie hier „linke Kreise“, „nivellierende“, „gleichmacherische“ Ansätze mit „heutiger Lyrik“ und „übrigens analog“ Zwölftonmusik (sic) verkoppelt werden. Liests das anbetroffne Publikum mit ehrfürchtigem Staunen? Oder erinnert es sich an Stefan George, der die „gleichmacherische“ Kleinschreibung vor über 100 Jahren einführte – in einem eher elitären und kaum links zu nennenden Milieu? 

Diese „Rezension“ sagt fast nichts über die Gedichte, dafür viel über den Rezensenten. Er hat einen ideologischen Aufriss im Kopf, eine Blaupause dessen, wie Gedichte sein oder „funktionieren“ „sollen“. Jedenfalls nicht so wie die „heutigen“ Gedichte der genannten Distillery-Autoren. Und die eingängliche Frage nach der formalistischen Obergrenze will per point-out beantwortet werden. Der Elefant im Raum aber ist in diesem Fall der Rezensent selbst, wenn er formale oder gestalterische Aspekte derart gewichtig als die Information begreift, die den besprochenen Texten zuvorderst innewohnt. Und nicht nur das,  „Tone Avenstroup bietet ebenfalls die schon erläuterte formale Struktur: Kleinschreibung, Kürze, kein Reim. Dann auch noch zweisprachig; auf der linken Seite findet sich das norwegische Original, die deutsche Übersetzung gegenüber.“ Ist das jetzt links oder was? Thematisches, Inhaltliches der Gedichte wird lediglich im groben Ansatz ver- oder abgehandelt: hier wittgensteinsches Sprachspiel und irgendwie was mit Écriture automatique, schließlich gar Dadaismus, als wär das alles eins; dort Hermetik, die keine Hermeneutik zulasse und das Klischee des Kryptizismus, das es dem Rezensenten leider verunmöglicht, näher auf die Texte einzugehen, aber dann doch nicht so unübersetzbar ist, als dass es ihm nicht möglich wäre, mit gutem Willen und sinngemäß Gedanken zu erkennen, die „so noch niemand gedacht hat“. Framedropping statt Beschau, pffff nicht Feuilleton… oder wie man nichts sagt, wenn man Besprechung meint. Wäre für die Leser allemal besser, wenn sie von beiden Autoren eins der Gedichte abgedruckt hätten statt einer Besprechung, die die Gedichte nur für ihre eigenen Zwecke benutzt. Entweder es gefällt (interessiert) oder irritiert: beides wär mehr als nichts.

Katja Horn: Mengenleere, Neunundzwanzig Gedichte, Mit fünf Zeichnungen von Mareile Fellien, Distillery 39, Berlin 2013, ISBN 978-3-941330-35-1, 6 Euro

Tone Avenstroup: ineinandersetzung/samstemmelse, Gedichte norwegisch/deutsch, Übersetzung in Zusammenarbeit mit Bert Papenfuß, Distillery 38, ISBN 978-3-941330-34-4, 6 Euro

Bestellen: a.krohn@distillerypress.de

14 Comments on “17. Wie formalistisch sollen Rezensionen sein?

  1. Oha, da habe ich wohl jemanden sehr voreilig in eine Ecke gestellt! Pardon! Ich glaube aber, niemandem Unrecht zu tun, wenn ich Bert Papenfuß (Gegner) und Alexander Krohn (floppy myriapoda, Distillery Press) als linke Intellektuelle bezeichne. Es ist sicher kein Zufall, dass die Rezension ohne mein Zutun (allerdings mit meiner Erlaubnis) in der Jungen Welt erschienen ist. Vielleicht neige ich ein wenig dazu, mich daneben zu benehmen – deshalb die Spitzen. Ich sollte vielleicht noch hinzufügen, dass ich linke Positionen durchaus unterstütze; was mich nervt, ist die Ideologie. Zur Kleinschreibung: Da gibt es m.E. eine Verbindung zu den Bemühungen „progressiver“ Schriftsteller der 1970er Jahre. Vielleicht keine Tradition im eigentlichen Sinn; aber junge Menschen, die heute anfangen zu dichten, lesen natürlich, was vor ihnen geschrieben wurde, und bilden eine Art Prototypen, wie ein Gedicht „aussieht“. Und das ist wohl sehr häufig die von mir beschriebene Form, die wohl nicht auf den von dir ins Felde geführten George, sondern ursprünglich wohl eher auf die 1970er Jahre zurückgeht. Zum Merkmal Reim: Das kommt, denke ich doch, durchgängig bei ernsthaften Gegenwartslyrikern nicht so häufig vor. Ich erinnere mich, wie Ulla Hahn für ihren Mut gelobt wurde, als sie zu diesem tot geglaubten Mittel griff – und das ist lange her. Ob sich durch Poetry Slams und Gangster-Rapper eine neue Reimkultur entwickelt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich möchte fragen: Wo steht eigentlich, dass man literarische Erzeugnisse nicht auch mal von der Form her beurteilen kann? Das kann doch, ohne gleich eine Form-Inhalt-Debatte auszulösen, mal ganz interessant sein. Und dass ich in dem Textchen so ein paar Stichworte nur hinwerfe, ist auch dem journalistischen Stil geschuldet. Ob ich ein Leichtgewicht bin, sollen andere entscheiden; ich habe, seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe, einen ziemlich dicken Bauch bekommen…

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  2. Liebe Leute! Ich bin ein wenig überrascht, dass meene kleene Rezension solche Wellen schlägt. Ja, eigentlich positiv überrascht, denn als Schreiberling wünscht man sich natürlich, wahrgenommen zu werden… Also: Ich möchte zunächst allen danken, die sich hier im Namen der Kunst einbringen – ohne euch damit vereinnahmen zu wollen. Ich möchte vorwegschicken, dass die erschienene Rezension eine gekürzte Fassung eines längeren Textes ist; auch die Überschrift stammt nicht von mir. Aber ich nehm’ das auf meine Kappe, schließlich habe ich zumindest den Kürzungen zugestimmt. Ich habe versucht, mich in dem Text den Gedichten sachte zu nähern, d.h. mit ihrer formalen Struktur zu beginnen. Das halte ich nicht für verkehrt – auch wenn es vielleicht ein wenig nach Deutschstunde mieft… Und, liebe Leute, die ihr euch so echauffiert – seid doch mal ehrlich: Eigentlich seid ihr doch nur so aufgebracht, weil ich die “linke” Kleinschreibung als Marotte bezeichnet hab. Das ist nach wie vor meine Meinung! Ist aber nicht bös’ gemeint! War nur ein kleiner Seitenhieb gegen die Selbstbestätigungsmafia…

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    • dann schmeiß ich mal meine selbstbestätigungsmaschine an: ich bin ja der meinung, daß es nicht allemal um meinung geht. die von stefan george eingeführte kleinschreibung hat ja bestimmt nix mit „linken“ moden der 60er oder 70er jahre zu tun. und die kleinschreibung vieler junger dichter heute? sorry, das ist falsch. da gibts so gut wie keine verbindung zu post-brecht-oder-erich-fried-lyrik. auch der plural ist falsch. „ihr“, „wir“ haben weder ästhetisch noch politisch mit damaliger polit-lyrik zu tun. das war nicht mein hauptkritikpunkt: aber es ist falsch und irreführend. vielleicht auch selbstirreführend.

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  3. @Mara: ich kann nur aus meiner eigenen erfahrung berichten, dass rezensenten sich oft quälen kritische zeilen über bücher zu schreiben, weil sie reaktionen wie diese fürchten. kann man jetzt sagen, dann sollen sie nicht schreiben, robust muss man schon sein als kritiker, so robust wie autoren.
    + schlechte besprechungen sind leichter ad absurdum zu führen, auf wirklich intelligente kritiken zu reagieren, geschieht viel zu selten und würde dem gebeutelten genre mehr helfen … denke ich.

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  4. Woher die Gewissheit, dass Kritiker sich weniger gern der Kritik stellen als Dichter? Oder weniger robust sind? Das halt ich doch für eine unnötige Vorsichtsmaßnahme. Außerdem ist der Einwurf von Gratz und Kornappel doch sehr genau und aufmerksam. Vielleicht sogar ein interessantes Feedback für Rautenberg. (Und vielleicht sollte man auch nicht so vorschnell die Rollen der Fliegen- und Schwergewichte verteilen..?)
    Und, lieber Frank Milautzcki, Ihre Mahnung ist doch auch sehr aus dem Vertrieb heraus gedacht. Hoffentlich sind Sie mir nicht böse, wenn ich über die Bahncard Gold Werbung die Stirn runzle, ohne sie vorher gekauft und ausprobiert zu haben.

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  5. Mit Kanonen auf Spatzen

    Das Kritisieren schlechter Kritiken zeugt von einer Fehleinschätzung der Kritisierenden. Wenn jemand etwas in die Öffentlichkeit entlässt – z.B. ein Buch, einen Gedichtband -, wird er an unterschiedlichen Orten unterschiedliche Resonanzen erzeugen. Die schönste ist die fachkundige Kritik. Diese wünsche ich allen Lyrikbänden! Unbedingt! Und dafür können wir uns auch einsetzen – insofern verstehe ich natürlich auch das (belehrende) Kritisieren von Kritiken.

    Dass andere Leute über Veröffentlichtes plaudern, schwätzen, Unkluges schreiben – das ist aber genauso normal und für jeden Profi selbstverständlich, soweit diese Äußerungen nicht persönichkeitsverletzend, beleidigend, tatsachenverdrehend oder verleumderisch sind. So normal wie der Bericht über Angela Merkels Schweißflecken an ihrer Bayreuth-Garderobe. Mancher würde sich jetzt bitte darüber aufregen müssen, weil er nicht versteht, dass ihm nicht die Welt gehört.

    Es gibt in unserem Metier – zum Glück – ein Eigenleben der Resonanz, einen natürlichen Prozess der Rezeption. Man sollte Reaktionen nicht kontrollieren, das könnte ins Zwanghaft-Ideologische gehen und dazu führen, dass man zum Multiplikator des Banalen wird. Liebe, hochgeschätzte, kenntnisreiche Schwergewichtler, möchte ich beinahe rufen, schreibt doch einfach selbst die guten und bessern Kritiken, geht mit leuchtendem Beispiel voran anstatt Eure Zeit darauf zu verwenden, die Kritiken der Fliegengewichte zu bekritteln.

    AH

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  6. Eine Frage dazwischen: hat denn jemand der Insistierenden oder Applaudierenden die betreffenden Bücher gelesen? Oder hat man „einen ideologischen Aufriss im Kopf, eine Blaupause dessen, wie Gedichte sein oder “funktionieren” “sollen”, den man verteidigen zu müssen glaubt.
    Ich kenne die Bücher nicht und der HInweis auf diese Rezension in der fixzone sollte eigentlich dazu dienen, die Bücher womöglich kennenlernen zu wollen – zumindest die Erzeugnisse des Verlags etc. Dann dürfte sich jeder seine eigene Meinung machen. Entsprechend war übrigens der Anriss gewählt.

    ich weiß nicht, ob es besonders klug ist, jeden angreifbaren satz über lyrik anzuprangern und damit letztendlich die lyrik ganz aus möglichen kanälen herauszuboxen, weil niemand mehr, der nicht lyrik-fachmann ist, eine rezension in einer „publikums-zeitung“ riskieren will.
    dann verbleibt letztenendes die lyrik ganz bei den lyrikerInnen. wenn sie so eine spezialistensache ist wie die quantenphysik.

    natürlich ist die rezension nicht gut, aber der hinweis auf die bücher ist gut, und daß der verlag die chance bekommt, daß einer sich mal dessen programm näher anschaut. mehr sollte man da m.E. nicht draus machen.

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    • falls sie mich als „Insistierenden oder Applaudierenden“ ansprechen: ich kenne und lese die autorinnen, die eine nur, die andere fast nur von distillery. – meinen sie im ernst, in der lyrikzeitung werde „jeder angreifbare satz“ über lyrik angeprangert? abgesehen davon, daß man über den begriff pranger nachdenken kann (ist ein verriß in einer zeitung ein pranger? ist ein kritischer kommentar zu einem zeitungsbeitrag in einem blog, der von 99,997 % der leser und autoren dieser zeitung nicht gelesen wird, ein pranger?): wollte ich das machen, müßt ich meinen beruf aufgeben. ich praktiziere 3 arten von reaktion auf „angreifbare sätze“: 1. ignorieren (65%), 2. kommentarlos zitieren (29%), 3. kritisch oder ironisch kommentieren (6%). (die 4. art ist die umfangreichste: dinge die ich aus zeitgründen verpasse oder nicht berücksichtigen kann). ich selber habe ja das gefühl, daß ich viel zu selten mit eigenen texten in die öffentlichkeit gehe, weil die tägliche berufs- und zeitungsarbeit zu wenig raum läßt. und wenn mans dann nach wochen oder monaten doch mal wieder macht, kommt garantiert ein rüffel, seufz!).
      ich glaube nicht, daß ein kritischer kommentar leser oder autoren vom lyrikkaufen, -lesen und drüber schreiben abbringt. ich glaube auch nicht, daß eine kritik, die nur ohnehin massenhaft verbreitete vorurteile bestätigt, den umsatz wesentlich fördert. vielleicht irre ich mich, und die kritik hat zu 124 bestellungen geführt? wenn ja, bin ich bereit, darüber nachzudenken. einstweilen glaube ich, wie wirs in dem kommentar ja auch schrieben, daß ein abdruck von je einem gedicht aus beiden bänden bei einigen lesern neugier erweckt hätte, hätte haben können oder wie. der rezension selber spreche ich das eher ab.
      wir haben meiner kenntnis nach nicht zu viel sondern viel zu wenig resonanz auf lyrik. woher dann die furcht vor ernsthafter kritischer auseinandersetzung, die immer sofort aufkommt und das kümmerliche pflänzchen, achwas keimchen lyrikdiskurs gleich wieder austritt? sie sind doch eigentlich auch ein polemiker, dessen meinung ich nicht in jedem fall (aber auch nicht niemals nicht) teile und dessen argumente manche frühere diskussion zb in der lyrikzeitung belebten. warum können wir eigentlich nicht diskutieren vor lauter anträgen zur geschäftsordnung? die lyrik braucht werbung, aber doch auch austausch, auch streit. das fehlt uns – lesern, autoren und kritikern. ich finds schade und schädlich.

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    • lieber frank, kurzer einschub: die fixzone hatte ich nicht gelesen, sondern bin über’s ‘ergooglen’ auf den artikel gestoßen, hatte ihn dann michael weitergeleitet. dass er und ich letztlich etwas zum artikel geschrieben haben, ist also nicht über die nennung in der fixzone angetreten worden. das hätte ich sonst eher auch via fb kommentiert. und: natürlich ist der hinweis auf die bücher gut. dass sogar die bestelladresse ausgestellt ist, ist sehr sympathisch, weshalb ich es auch wichtig fand, das nochmal zu betonen.. ansonsten hat mich die vorgehensweise im artikel jedoch arg geärgert; da kommt einfach – für mich – zuviel zusammen, als dass in den mund hätte halten wollen.

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      • liebe simone, ich verstehe den ärger, den die rezension auslösen kann. vor allem könnte die debatte, die eigentlich dahinter zu entdecken wäre, auf sehr viel höherem, verständigerem (ich klaue bei AH:) schwergewichtigerem niveau und dann fruchtbar geführt werden. sie in der rezension auf platitüden und klischees heruntergebrochen zu sehn, ist nicht sehr inspirierend. das zeigt m.E. auch sehr viel hilflosigkeit im umgang mit heutiger lyrik (die nicht immer leserverschuldet ist!).
        ich empfinde es so: wenn der artikel bspw. auf fixpoetry, im poetenladen oder auf lyrikkritik gestanden hätte – dann wäre das, was ich als hilflosigkeit lese, eine provokation und es wäre darüber ernsthaft zu diskutieren – da es aber offensichtlich der versuch ist mit lyrik pseudo-zurecht zu kommen, also auch ein stück weit unwissenheit und unvermögen zu kaschieren, um irgendwie doch etwas halbwegs spannendes über diese büchlein in einer ganz anders adressierenden zeitung unterzubringen, fällt es mir nicht schwer das eigentlich fliegengewichtige daran zu erkennen und das unter den umständen bestmögliche daraus zu ziehen: nämlich froh sein, daß die lyrik wenigstens auftaucht.
        so ärgerlich es ist, simone, aber so unglaublich viele rezensionen sind „pseudo“ oder eigentlich hilflos, selbst stilistisch recht anspruchsvolle – da wäre es – und da gebe ich AH wieder recht – besser, selber die andere, die sachkundige, die auseinandersetzende rezension zu schreiben. und mit solchen rezensionen wäre dann wirklich geholfen (den autoren, den verlegern, der lyrik und wahrscheinlich auch den fliegengewichten).

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  7. Liebe Mara, Wird in der Vorschule „rechts und links“ mit dem Merksatz geübt: „Links ist da, wo der Daumen rechts ist“ bedeutet das, es werden beide Richtungen gemeinsam eingeübt. In der Folge sind die Menschen oftmals noch als Erwachsene unsicher, wo rechts und links ist. Als geeigneter erweist sich die Methode mit einer „Eselsbrücke“: Bekommt das Kind einen roten Farbpunkt auf die rechte Hand, so kann es assoziieren: r-r rechts-rot. So lernt es mit Hilfe einer Gedächtnisstütze und nur einen der beiden Lerninhalte auf einmal.

    Nein, Qualität würde ich auch nicht gegen politische Ausrichtung ausspielen wollen, ich fand einfach lustig, wie die beiden die Position der Texte im Buch zum Politikum erheben.

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    • Liebe Julietta Fix, heißt also für die Faz: rechts ist da, wo der Daumen, äh.. trotzdem rechts ist??
      Ich finde auch, der Blick dieser Rezension ist auf unspannende Art ideologisch geeicht, aber das ist er bei der Faz wohl auch gern mal. Wenn zB Florian Neuner was für die junge Welt verfasst, ist das brillanter als das Feuilleton der sog. großen Blätter. Qualität würd ich jetzt nicht gegen die politische Fahrtrichtung ausspielen wollen.

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