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Veröffentlicht am 5. Juli 2010 von lyrikzeitung
Egger schreibt ganz im Sinne Queneaus und Pastiors, wenn er in seinem neuen und üppig ausgestatteten Buch „Die ganze Zeit” auf 740 Seiten wenig Literatur im herkömmlichen Sinn, dafür aber Übungen zum Gebrauch von Literatur liefert. Es ist der Leser, der wie ein Hauer im Buchbergwerk „elfunddreißig Ichs” und Stabreime aufspüren muss. Es ist harte Arbeit, dieses lesende Stolpern: „Kolosse fiebern und schockern über die holprigen Bodenwellen.”
Musikalischer Rhythmus hilft wieder auf die Beine. „Ich wittere Blut, warmes Fleisch verheißt es. Zum ersten Mal aber tauchten Windgespenster auf, die hier, in üppigen Matten, zu Tausenden die Luft beeggten, Wespen: so langsam steifen die Branten vor.” Als Kommentar steht am Seitenrand: „Harter Regen / und Schneefall, / und der Weg / war klebrig.” Auch das ist Lesestoff für 190258751 Jahre, „die ganze Zeit” eben. / Peter Angerer, tt.com
Oswald Egger. Die ganze Zeit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010. 740 Seiten, 46,10 Euro.
Kategorie: Österreich, Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Oskar Pastior, Oskar Pastior Preis, Oswald Egger, Oulipo, Peter Angerer, Raymond Queneau
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